Welche Aknenarben am besten auf einen Microneedling-Kurs reagieren – und warum Verbesserungen häufig moderat bleiben
Aknenarben können noch viele Jahre nach den ursprünglichen Entzündungen sichtbar bleiben und das Hautrelief unruhiger wirken lassen. Vor diesem Hintergrund erscheint Microneedling oft als Möglichkeit, Unebenheiten zu glätten und die Hautstruktur homogener aussehen zu lassen. In Studien und klinischen Übersichtsarbeiten wird tatsächlich von spürbaren Verbesserungen berichtet – gleichzeitig wird betont, dass die Ergebnisse individuell sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb hilft es, schon vor dem Beratungsgespräch realistisch einzuschätzen, welche Arten von Veränderungen als „moderat“ gelten und wie Erwartungen sinnvoll eingeordnet werden können.
Welche Aknenarben typischerweise für Microneedling in Betracht kommen

Wenn von Microneedling bei Aknenarben die Rede ist, geht es weniger um die Behandlung selbst als um die Beschaffenheit des Hautreliefs. Unter dem Begriff „Aknenarben“ werden mehrere sehr unterschiedliche Narbentypen zusammengefasst – und ihr struktureller Aufbau entscheidet maßgeblich darüber, wie gut sie auf Microneedling reagieren können.
Am häufigsten wird Microneedling bei atrophischen Narben eingesetzt, also bei Vertiefungen, in denen die Haut sichtbar nach innen gezogen wirkt. In medizinischen Quellen werden drei Untertypen beschrieben:
- Icepick-Narben – sehr schmal und tief
- Boxcar-Narben – breitere, klar abgegrenzte Vertiefungen
- Rolling-Narben – weichere, wellenförmige Unebenheiten
Sie entstehen unterschiedlich, haben aber eines gemeinsam: Verlust an Gewebevolumen und eine Störung der kollagenen Struktur.
Genau diese atrophischen Narben stehen im Mittelpunkt der Studien zur sogenannten percutaneous collagen induction. Bei einem Microneedling-Kurs können bestimmte Vertiefungen weniger scharf wirken: Die Ränder erscheinen glatter, Übergänge zur umgebenden Haut weniger abrupt. Besonders beschreiben lässt sich das bei Rolling-Narben und moderat ausgeprägten Boxcar-Vertiefungen, weil hier neue Kollagenstrukturen die Höhenunterschiede etwas ausgleichen können.
Bei Icepick-Narben ist die Situation komplexer. Aufgrund ihrer Form und Tiefe wird die Haut selbst bei mehreren Behandlungen selten wirklich glatt. Positive Effekte beziehen sich eher auf weichere Kanten oder eine geringere Sichtbarkeit – ein vollständiges „Verschwinden“ wird in seriösen Quellen nicht beschrieben.
Eine eigene Gruppe bilden hypertrophe und keloide Narben, die über das Hautniveau hinausragen. In Zusammenhang mit Microneedling werden sie sehr vorsichtig erwähnt, da hier eher andere Methoden im Vordergrund stehen. Die klassische Kollageninduktion ist primär auf die Verdichtung der Dermis ausgelegt, was bei erhabenen Narben nicht das gewünschte Ziel ist. Deshalb konzentriert sich die Diskussion rund um Microneedling fast ausschließlich auf atrophische Aknenarben.
In vielen wissenschaftlichen Übersichten wird außerdem betont, dass das Ausmaß der Verbesserung trotz gleicher Narbenform stark variiert. Einflussfaktoren sind unter anderem:
- Alter der Narben
- Tiefe und Ausprägung
- individuelle Hautdicke
- bisherige Pflege und begleitende Behandlungen
Daher werden Aknenarben eher als „potenziell abmilderbar“ beschrieben – nicht als vollständig korrigierbar. Die Erwartungshaltung wird bewusst moderat formuliert.
Wie sich das Hautrelief verändern kann – und was realistisch nicht zu erwarten ist

In Gesprächen über Microneedling richten sich die Erwartungen oft auf das Relief der Haut. Fachlich wird Microneedling jedoch nicht als Methode beschrieben, die alle Unebenheiten „wegradiert“, sondern als Verfahren, das Kontraste mildert und Übergänge glättet.
Aknenarben bestehen aus Vertiefungen, verdichteten Strukturen und Zonen mit unterschiedlicher Gewebedicke. Durch die Mikroverletzungen entstehen Prozesse der Kollagenneubildung: Neue Fasern können die Übergänge zwischen Narbenbereichen und gesunder Haut teilweise „auffüllen“, sodass Licht anders reflektiert wird und Schatten weniger hart wirken.
Besonders sichtbar wird das bei flacheren, weicheren Unebenheiten. Dort lassen sich:
- glattere Übergänge
- ein harmonischeres Profil
- weniger „Welligkeit“ beim Darüberstreichen
beschreiben. Bei tiefen, scharfkantigen Vertiefungen bleibt der Effekt hingegen begrenzt: Die Kanten werden weicher, die Narben fallen weniger ins Auge, bleiben aber erkennbar.
Auffällig ist auch, dass das Ergebnis uneinheitlich verteilt sein kann. Manche Stellen reagieren sehr gut, andere fast gar nicht. Das „Vorher-nachher“-Bild ergibt sich daher aus vielen kleinen Teilverbesserungen – was erklärt, warum Menschen nach einem Kurs oft sagen: „Die Haut wirkt insgesamt ebenmäßiger“, statt „Alle Narben sind verschwunden“.
Was Microneedling nicht leisten kann:
- tiefe Aknenarben vollständig entfernen
- die Haut in eine perfekt glatte Fläche verwandeln
- sofortige Ergebnisse nach einer Sitzung liefern
- Poren unsichtbar machen (Poren sind natürliche Strukturen)
Auch bei Pigmentveränderungen ist Vorsicht geboten: Microneedling wirkt primär auf die Struktur, nicht auf den Farbunterschied. Hyperpigmentierungen, die nach Akne zurückbleiben, hängen zusätzlich von Pflege, UV-Verhalten und genetischer Tendenz ab. Deshalb empfehlen Expertinnen und Experten häufig kombinierte Ansätze.
Das realistische Gesamtbild lautet: Microneedling kann den sichtbaren Kontrast verringern, Vertiefungen weichzeichnen und die Haut homogener wirken lassen – aber nicht alte Narben vollständig „neu formen“.
Fazit
Microneedling gehört zu den Methoden, die das unruhige Hautrelief bei atrophischen Aknenarben schrittweise verbessern können. In medizinischen Quellen wird häufiger von reduzierter Tiefe, glatteren Übergängen und einer insgesamt harmonischeren Oberfläche berichtet – nicht jedoch von vollständiger Beseitigung tiefer Strukturen.
Vor Beginn eines Kurses lohnt es sich, gemeinsam mit einer Fachperson zu klären:
- welcher Narbentyp vorliegt
- welche Kombinationen von Methoden sinnvoll sein könnten
- wie viele Sitzungen realistisch sind
- wann Veränderungen sichtbar werden
- welche Signale Anlass für eine erneute Kontrolle geben
Eine gut informierte Erwartungshaltung hilft dabei, Ergebnisse richtig einzuordnen und die Behandlung als das zu sehen, was sie ist: ein potenzieller Weg zu einer moderateren, ruhigeren Hautstruktur, nicht aber zu einer völlig neuen Haut.